Freiburg: Stadtteilbibliothek Haslach
Interview mit: Ludger AlbrechtIhre Bibliothek in Worten und Fakten:
Die Stadtbibliothek Freiburg nimmt seit 2017 mit ihren Zweigstellen in den Stadtteilen am Deutschen Kindersoftwarepreis teil, seit 2018 nur Rieselfeld und Haslach.
Alle Zweigstellen haben unterschiedliche Schwerpunkte, Ausrichtungen und Bestandsgrößen. Zwei von ihnen sind zugleich Stadteil- und Schulbibliotheken (Mooswald und Haslach), eine hat nur die Zielgruppe Kinder- und Jugend (Rieselfeld).

Welche Aktivitäten bietet Ihre Bibliothek an?
In der Leseförderung für Kindergärten/ -tagesstätten und Schulen liegt einer der Schwerpunkte alle Zweigstellen, ebenso in Veranstaltungsarbeit und Bestandsaufbau für diese Zielgruppe, sowie für Eltern, für Fort- und Weiterbildung und Freizeitgestaltung. Ebenso sind Jugendliche im Fokus, speziell für die Vermittlung von Medienkompetenz mit neuen Medien.
Vorreiter ist hierbei seit 2016, die Stadtteilbibliothek Haslach, mit der Durchführung eigener Game-Tester-Tage und einem regelmäßigen Gamer Treff mit einem dafür eigenen Konsolenpark, der seit 2018 in die Einrichtung einer ständigen freien Gamingzone gemündet ist und 2019 auch Angebote in Kooperation mit dem hiesigen eSport Verein macht.
Auch Rieselfeld und die Hauptstelle bieten inzwischen regelmäßiges Gaming an.
Mooswald und Rieselfeld stellen einen einen Clever Touch.
Haben Sie etwas Besonderes?
In der Hauptstelle steht den Nutzerinnen und Nutzern auch ein 3D-Drucker zur Verfügung, und dort wie in Haslach wird die Nutzung einer VR Brille angeboten.


Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Computer- und Konsolenspiele in der heutigen Kindheit?
Computer und Konsolen sind schon seit Jahrzehnten Teil der Freizeitgestaltung vieler, vor allem aber männlicher Kinder und Jugendlicher. Nur sind sie als Medium noch nicht so lange in den Bibliotheken angekommen. Leider gibt es aktuell sogar einen Umbruch diesbezüglich, da viele Spielehersteller nur noch Spiele mit Accountbindung anbieten, die auch für Bibliotheken praktisch nicht mehr verleihbar sind. Auch Onlinegames, Social Media und Updatezwang sind neue Voraussetzungen, an die Bibliotheken ihr Angebot anpassen müssen: durch mehr und bessere Geräte, Aufenthaltsqualität und den eigenen Einstieg in die vernetzte Welt der Zielgruppe, z.B. durch Workshops für Blogerstellung, Podcast oder Lets Plays.
Gerade durch Social Media oder Gruppen-Spiele wie SingStar bietet sich eine Möglichkeit, Mädchen in die Bibliothek und für die Auseinandersetzung mit dem Medium zu gewinnen, das auch ihre Welt immer stärker beeinflusst, sie damit besser vertraut und kompetenter zu machen.
Welche gängigen Probleme haben aus Ihrer Sicht Eltern und Pädagogen mit Computer- und Konsolenspielen?
Sie ignorieren oft die Tatsache, dass die Kinder sich ganz selbstverständlich zu dieser Freizeitbeschäftigung hingezogen fühlen. Wie auch in der Vergangenheit z.B. bei Comics oder Videos, ist es die Pflicht von Eltern, Pädagogen und auch Bibliothekaren, den Kindern Angebote und Beratung zur Verfügung zu stellen, die vor allem qualitativ eine Alternative zu dem darstellen, was der Markt bewirbt.
Eltern fühlen sich damit oft überfordert, Angebote von Bibliotheken werden daher sehr gerne angenommen.
Welche Lösungen können Sie als Bibliothek für diese Probleme anbieten?
Die Mitarbeiter der Bibliothek sind angehalten, sich weiter- und fortzubilden, sowie auch Experten in die Veranstaltungsarbeit einzubinden, z.B. Computerspiel-Schulen vor Ort. Dies ist in Freiburg im Rahmen des Tommi geschehen. Nicht zuletzt sollen auch die eignen Kompetenzen immer neu eingesetzt werden, durch die Einladung an die Zielgruppe selbst, bei Projekten mit zu machen, sie weiter zu entwickeln oder durch eigene Ideen erst an den Start zu bringen. Ebenso sollten dabei Lehrer und Eltern ermuntert und aufgeklärt werden, sich mit den neuen Medien auseinanderzusetzen.
Welche Rolle haben Bibliotheken im Internetzeitalter?
Sie stellen grundsätzlich allen Menschen die Nutzung zur Verfügung, die sich selbst kein eigenes Internet leisten können oder wollen.
Die Nutzung z.B. von Email oder eines Online-Bankkontos ist mittlerweile fast unumgänglich.
Zugleich ist das Internet ein Freizeitmedium, das inzwischen auch mobil in Bibliotheken erwartet wird. Ein freies WLAN steht in Freiburg in allen Zweigstellen zur Verfügung. Auch die Nutzung für die Recherche und Informationssuche von Schülerinnen und Schülern nimmt rasant zu und zugleich die in der Bibliothek erwartete Qualität der dafür notwendige Peripherietechnik, wie Drucker, Kopierer, Scanner usw.
Welche Intention verfolgen Sie und ihre Bibliothek als Partner von TOMMI?
Erweiterung und Modernisierung unseres Angebotes, gerade für Jugendliche.
Ausbau der eigenen Kompetenzen. Erhöhung der Attraktivität der Bibliothek, Mitwirken am Puls der Zeit und Vermittler zwischen den Generationen zu sein.
Ihre persönliche Vision von Kind und Computer?
Nur den Begriff Computer zu nehmen, ist sicher zu kurz gedacht, obwohl natürlich ein Computer auch Roboter oder anderes elektronisches Spielzeug steuert, welches die Kinderzimmer, in ganz naher Zukunft, immer mehr erobern wird. Der Umgang mit dieser interaktiven Technik, die Spielkamerad aber auch Wissensvermittler sein wird, wird eine große Herausforderung der Zukunft, für die wir unsere Kinder jetzt schon ganz dringend fit machen müssen.
Bibliotheken in Freiburg
Stadtteilbibliothek Haslach
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