Welche Aktivitäten bietet Ihre Bibliothek an?
Führungen vom Kindergartenkind bis zu Berufsschule oder Abitur gehören zum Standardangebot. Darüber hinaus haben wir ein breites Spektrum an Veranstaltungen für Kinder, das bereits bei den Kleinsten anfängt. Unsere "Bücherminis", Kinder von 1 ½ bis 3 Jahren erleben bei regelmäßigen Treffen Bücher mit allen Sinnen. Für Kinder ab 4 Jahren gibt es zweimal in der Woche eine Vorlesestunde mit anschließendem Basteln oder Malen. Einmal im Monat findet das Bilderbuchkino statt. Bücherrallye in den Pfingstferien und Sommerferienleseclub im August sind bereits etablierte Veranstaltungen. "Nacht.aktiv", die große Bayreuther Kinder- und Jugendliteraturnacht für die ganze Familie, fand bereits drei Mal in unseren Räumen statt und ist immer ausgebucht. 2012 haben wir uns im Rahmen der Zukunftswerkstatt an der Gaming-Liga beteiligt. Ergänzt werden unsere eigenen Aktivitäten durch Autorenlesungen und Puppentheater, die Kinderbücher szenisch umsetzen. TOMMI soll nun das Angebot in Bezug auf elektronische Medien ergänzen.
Haben Sie etwas Besonderes?
Große Wertschätzung erfährt das Café Samocca: Durch eine Kooperation mit der Diakonie arbeiten hier Menschen mit Behinderung. Bei einem leckeren Angebot an Süßem, Snacks & Kaffee-Spezialitäten lässt sich verweilen, besonders schön auch auf der Dachterrasse. Im Untergeschoss finden Spielbegeisterte an zwei Bildschirmen Platz zum Ausprobieren von Konsolenspielen und Wii. Lernen, lebenslang, ist ein wichtiges Thema im RW21: Die Lernkabinen sind stark nachgefragt. Das Lernstudio ermöglicht selbstgesteuertes Arbeiten. Durch eine Kooperation mit der Hochschule der Medien ist ein Lernfest in Planung. In der Schülersprechstunde erfahren Schüler-/innen Unterstützung im Schulalltag. Die Kooperation mit der Volkshochschule ist fester Bestandteil unserer Arbeit im RW21.
Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Computer- und Konsolenspiele in der heutigen Kindheit?
Sie gehören für die Kinder zu ihrem selbstverständlichen Umfeld und stellen einen Teil der heutigen Kinderkultur dar. Ihre Vorteile liegen darin, dass Kinder sehr selbständig ausprobieren, wie sie am besten zum Ziel kommen. Dazu brauchen sie Geduld, Reaktionsschnelligkeit und an der Maus eine gut entwickelte Feinmotorik. Auch Konzentration, genaues Hinsehen, Lesen und Hinhören sind nötig, um bei Spielen Erfolge zu erzielen.
Welche gängigen Probleme haben aus Ihrer Sicht Eltern und Pädagogen mit Computer- und Konsolenspielen?
Manchen Eltern fehlt selbst der Zugang zu diesen Spielen, weil sie in ihrer Kindheit nicht verfügbar waren. Deshalb ist es für sie schwierig, die Vorteile und Qualität der Spiele zu beurteilen. Meist sind die Kinder ihnen im Umgang mit den Spielen auch überlegen, was Eltern in eine Rolle der "Unwissenden" drängt, die ihnen verständlicherweise unangenehm ist. Außerdem wird natürlich mit Sorge beobachtet, dass Computerspiele andere Aktivitäten in den Hintergrund drängen, z.B. Bewegung im Freien, Spielen mit Freunden. Oder sie befürchten das sich Verlieren in virtuellen Welten. Auch die vielen verfügbaren Kampfspiele mit gewalttätigen Szenerien rufen zu Recht Kritik hervor.
Welche Lösungen können Sie als Bibliothek für diese Probleme anbieten?
Den genannten Problemen kann nur mit klaren Regeln, wie zeitliche Begrenzung und einer qualitätvollen Auswahl der Spiele begegnet werden. In unserer Bibliothek ist das Spielen auf maximal eine Stunde am Tag begrenzt. Wir bieten sorgfältig ausgewählte Spiele an, achten auf die Altersindizierung und machen damit Eltern und Kindern das Angebot, sich mit diesen Medien zu beschäftigen, Verschiedenes auszuprobieren und zu einem eigenen Urteil bezüglich der Qualität zu kommen. Außerdem bieten wir in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule für alle Interessierten Vorträge zur Medienerziehung an.
Welche Rolle haben Bibliotheken im Internetzeitalter?
Die Rolle hat sich verändert, so wie sich das Medienangebot erweitert hat. Wir bieten ein breites Spektrum von Medien an, die der Information, Bildung und Unterhaltung dienen. Kinder sollen Medienkompetenz entwickeln, dazu müssen sie Zugang zu allen Medien haben und deren unterschiedliche Möglichkeiten erkennen. In der Bibliothek stehen Internetplätze zur Verfügung, die unsere Kunden selbständig nutzen können. Bibliotheken haben heute auch die wichtige Funktion, allen Bevölkerungsgruppen den Zugang zu modernen Medien und Online-Diensten zu ermöglichen und sie dabei zu unterstützen. Die Bibliothek ist außerdem Bildungspartner und bietet im Idealfall viel Raum und Plätze an, um Lernprozesse stattfinden zu lassen, ob individuell oder in Gruppen. Nicht zuletzt ist die Bibliothek ein kommerzfreier Treffpunkt für Jung und Alt.
Welche Intention verfolgen Sie und ihre Bibliothek als Partner von TOMMI?
Dadurch, dass Kinder von Fachleuten ausgewählte Spiele selbst beurteilen, entwickeln sie Kritikfähigkeit. Es ist eine große Chance, sie im Umgang mit Computerspielen zu kritischen Spielern zu erziehen. Außerdem präsentiert sich die Bibliothek damit als moderne, zeitgemäße Einrichtung. Nichtnutzer der Bibliothek haben oft noch ein verstaubtes Bild von Bibliotheken im Kopf, das wir mit diesen Aktivitäten ausräumen können. In Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern unterstützen wir mit dem TOMMI die Medienerziehung.
Ihre persönliche Vision von Kind und Computer?
Kinder werden immer schneller und früher mit dem Computer konfrontiert. Sie werden seine Vorteile aber nur wirklich nutzen können, wenn sie auch lesen können. Deshalb bleibt die Leseförderung nach wie vor von großer Bedeutung und der Computer wird ein wichtiges Arbeitsinstrument, auch beim Lesenlernen, sein. Schule und Freizeitgestaltung werden in Zukunft noch stärker durch den Computer bestimmt sein.