Dr. Kathrin Mertes
Projektmanagerin und Medienpädagogin Digitalpakt Schule RLP,Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz, Mainz

Kind und Computer sind heute Alltag. Wie können Kinder vom Computer profitieren?
Spätestens in der Berufswelt ist die Arbeit mit Computern nahezu unumgänglich. Umso wichtiger ist es daher, dass Kinder früh einen kompetenten Umgang hiermit erlernen, sei es nun in technischer oder inhaltlicher Hinsicht. Nur mit einem umfassenden Verständnis können auch Gefahren erkannt werden, die Medien mit sich bringen. Umso besser, dass es heute eine große Vielzahl kindgerechter Medienangebote gibt, die die Heranwachsenden auf ihrem Weg begleiten.
Welche Nachteile sehen Sie im Computer und was raten Sie Eltern?
Der Zeitaspekt sowie ungeeignete Inhalte sind hier wichtige Punkte. Wichtig ist, dass Eltern Anregungen für Aktivitäten jenseits des Computers geben, damit auch soziale Kontakte gepflegt werden können. Insbesondere bei jüngeren Kindern sollten Eltern zudem darauf achten, mit welchen Inhalten ihre Kinder sich beschäftigen. Bei älteren Kindern ist ein interessierter, gegenseitiger Austausch über Medieninhalte sehr wichtig.
Glauben Sie, dass wegen der vielen Computerspiele das Lesen verdrängt wird?
Nein, und viele Forschungsergebnisse verdeutlichen dies. Neue Medien sind nicht als Konkurrenz zu Büchern zu sehen, sondern vielmehr als Erweiterung. So dient der Computer beispielsweise auch bereits kleinen Kindern als Hilfe bei der Informationssuche auf Kinderseiten oder Kindersuchmaschinen. Und um sich hier zurecht zu finden, müssen Kinder lesen können.
Was zeichnet eine gute Software Ihrer Meinung nach aus?
Zunächst einmal ist echt wichtig, dass die Software so konzipiert ist, dass Kinder der Zielgruppe selbstständig agieren können und nicht ständig auf Hilfe angewiesen sind, was eine Begleitung beim Spiel durch einen Erwachsenen jedoch nicht ausschließen soll. Aber auch auf den Inhalt kommt es an: Neben Lerninhalten sollte der Spaß auf jeden Fall mindestens in gleichem Maße vorhanden sein. Reine „Spinatspiele“ sind meist nicht sehr motivierend.
Wie können Eltern gute Software finden?
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Ratgebern, die Eltern zur Verfügung stehen. Aber auch der Austausch mit anderen Eltern und deren Erfahrungen mit bestimmten Spielen kann bereichernd sein. Wichtig ist es jedoch auch, gemeinsam mit den Kindern nach geeigneter Software zu suchen und sie auch an Entscheidungen beteiligen. Nicht zuletzt ist es empfehlenswert, Spiele auch einmal selbst zu testen oder gemeinsam mit den Kindern zu spielen. Nicht nur, um einen Eindruck von dem Spiel selbst zu erhalten, sondern auch, um die Spiel- und Erlebniswelt der Kinder zu entdecken und deren Faszination zu verstehen.
Warum sollten Kinder im Kindergartenalter am Computer sitzen? Welche Chancen und Möglichkeiten haben sie da?
Es geht nicht um „sollen oder nicht sollen“. Vielmehr ist es wichtig, dass Kinder ihre Umwelt kennenlernen und viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Dazu gehört der Computer in einer medial geprägten Umwelt genauso dazu, wie auch das Spielen in der Natur oder mit Bauklötzen. Entsprechend kann ein Computer hier ein Angebot darstellen, da so ganz spielerisch erste Schritte in Richtung Medienkompetenz gewagt werden können.
Ihr erstes Computerspiel und Ihr Eindruck davon?
Ich war als Kind ein Nintendo-Fan und hatte mit etwa acht Jahren meinen ersten Game Boy. Ich selbst habe eigentlich lieber Strategiespiele wie Tetris darauf gespielt – das fand ich spannend und hat mich einige Zeit gefesselt. Besondere Erinnerungen habe ich jedoch an Super Mario Land. Meine Mutter hat dies sehr gerne gespielt und so kam es, dass wir meist zusammen auf dem Sofa saßen und uns je nach unseren besonderen Fähigkeiten in den unterschiedlichen Leveln mit dem Spielen abgewechselt und gegenseitig zugeschaut haben.