Andreas Klinger

Medien- und Informationszentrum Stadtbücherei Biberach
Bertram Küster Porträt
"Spiele müssen zur Situation passen. Sollen sie für einen lockeren Zeitvertreib sorgen, intensive Erfahrungen erleben lassen oder geht es darum Wissen zu vermitteln? Wenn ein Spiel diese Aufgabe gut erfüllt, ist es ein gutes Spiel."

 

Was war ihr erstes Computerspiel?

Hunchback auf dem C64, ein simples Jump'n Run. Obwohl ich es nie bis zum Ende gekommen bin, habe ich es nach einer längeren Pause dann doch immer wieder gestartet. Für mich war der C64 toll. Andere in meinem Alter hatten schon einen PC oder einen Amiga 500. 

Wie war Ihr Eindruck? Wie hat Sie das geprägt?

Ich weiß nicht, ob mich das geprägt hat. Aber schon da habe ich gemerkt, dass meine Frustrationstoleranz nicht besonders ausgeprägt ist. Im Gegensatz zu anderen Spielern habe ich keine Lust eine Stelle eines Spiels zig Mal zu probieren bis ich dann total stolz bin, sie geschafft zu haben. Ein Spiel soll mich mitreißen, ohne mich zu überfordern.

Welchen Anteil nehmen digitale Spiele heute bei Ihnen ein?

Einen sehr großen. Ich spiele bewusster als früher, aber immer noch begeistert und auf allen Plattformen.

Allerdings macht es mir heute auch Spaß, mich theoretisch mit den Spielen auseinanderzusetzen und mit anderen darüber zu diskutieren. Früher habe ich lieber alleine gespielt, heute spiele ich auch gern mit den Kindern.

Worin besteht zum einen Ihrer Meinung nach die Faszination, zum anderen die Qualität eines Spiels?

Spiele müssen zur Situation passen. Sollen sie für einen lockeren Zeitvertreib sorgen, intensive Erfahrungen erleben lassen oder geht es darum Wissen zu vermitteln? Wenn ein Spiel diese Aufgabe gut erfüllt, ist es ein gutes Spiel. 

Faszinierend ist für mich immer wieder, wie mich ein Spiel fesseln kann, sei es durch eine vorgegebene Handlung oder im Spiel mit anderen. Gefühlt sind die besten Spiele die, bei denen man nicht merkt, wie die Zeit vergeht.

Was möchten Sie Eltern zu diesem Thema auf den Weg geben?

Probieren Sie es selbst aus. Lassen Sie sich von Ihren Kindern ihre Lieblingsspiele zeigen. Versuchen Sie die Begeisterung Ihrer Kinder zu verstehen. Nehmen Sie die Freude am Spielen Ihrer Kinder ernst, aber setzen Sie klare Regeln. Sie sind der vernünftige Erwachsene. Die Regeln sind nur dann nachvollziehbar für die Kinder, wenn sie das Gefühl haben dass die Eltern auch verstehen, was die Kinder tun. Und damit gibt es weniger Streit.

Was raten Sie Kindern im Umgang mit Games?

Bringt euren Eltern bei, wie toll Games sein können. Textet sie nicht mit Fremdwörtern zu, sondern versucht ihnen zu zeigen, was so toll ist an Spiel XY. Und versucht für euch eine Balance zu finden zwischen Zocken und allem anderen. 

Welches Spiel müsste noch erfunden werden?

Es müssten viel mehr langweilige Tätigkeiten als Spiel verpackt werden, z.B. Spülmaschine ausräumen oder Vokabeln lernen.