Deutscher Bibliotheksverband e.V.

Sie sind Partner des Kindersoftwarepreises TOMMI. Bitte stellen Sie Ihre Institution in wenigen Worten vor.
Der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv) vertritt mit seinen mehr als 2.100 Mitgliedern bundesweit rund 10.000 Bibliotheken mit 25.000 Beschäftigten und 11 Mio. Nutzer*innen.
Unser zentrales Anliegen ist es, Bibliotheken zu stärken, damit diese allen Bürger*innen freien Zugang zu Informationen ermöglichen. Der Verband setzt sich für die Entwicklung innovativer Bibliotheksleistungen für Wissenschaft und Gesellschaft ein. Als politische Interessensvertretung unterstützt er die Bibliotheken, insbesondere auf den Feldern Informationskompetenz und Medienbildung, Leseförderung und bei der Ermöglichung kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe für alle Bürger*innen.
Welche Aufgaben übernehmen Sie beim TOMMI?
Der Verband fungiert als Schnittstelle zu den Bibliotheken. Wir schließen Rahmenverträge mit den teilnehmenden Einrichtungen und organisieren die jährlichen Austauschtreffen mit den Partnern und Initiatoren des TOMMI. Als Verband sind wir an der übergreifenden Planung und der strategischen Weiterentwicklung beteiligt. Dabei liegen uns die Themen Medienkompetenzvermittlung und die Arbeit mit der Kinderjury besonders am Herzen.
Welche Intention verfolgen Sie als Partner beim TOMMI?
Computerspiele sind als Medien in Bibliotheken schon lange eine Selbstverständlichkeit. Die Spiele werden dort nicht nur verliehen, sondern können meist auch vor Ort gespielt werden. Außerdem gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Gaming-Events und Veranstaltungen rund um Computerspiele in Bibliotheken. Gerade für Kinder und Jugendliche, die zu Hause nicht über die Hard- und Software verfügen, sind diese Angebote wichtig, um ihnen Teilhabe zu ermöglichen.
Der TOMMI war eines der ersten wiederkehrenden Formate in Bibliotheken und ist dabei etwas besonders: denn bei der Kinderjury wird nicht nur gespielt, es wird auch eine aktive Auseinandersetzung mit den Spielen gefördert. Diese Reflektion in einem geschützten, wertschätzenden und informierten Raum, wie sie ihn Bibliotheken bieten, macht aus unserer Sicht den TOMMI so wertvoll. Kinder werden in ihrer Spielleidenschaft ernst genommen und bekommen gleichzeitig Werkzeuge an die Hand, Spiele aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, zu bewerten und auch kritisch zu hinterfragen. Außerdem lernen sie durch die Juryarbeit, das ihre Meinung zählt und sie als Juror*innen Verantwortung tragen. Denn mit ihrem Votum entscheiden sie, wer am Ende ausgezeichnet wird.
Welche Rolle haben Ihrer Meinung nach Computerspiele und andere digitale Medien in der heutigen Kindheit?
Computerspiele und digitale Medien sind aus der heutigen Kindheit nicht wegzudenken. Und sie werden nicht wieder verschwinden, auch wenn sich das einige Kritiker*innen vermutlich wünschen. Daher sollten wir die Begeisterung und das Interesse der Kinder anerkennen, denn letztlich befriedigen diese Medien das menschliche Spielbedürfnis und den Wunsch nach Kommunikation und Austausch mit heutigen Mitteln. Zentral ist für uns, dass Kinder Medien aufgeklärt und souverän nutzen und idealerweise auch „hinter die Kulissen“ gucken können, etwas vom Programmieren verstehen und Medien kreativ nutzen können. Bibliotheken sind hierfür ideale Orte, da hier analoge und digitale Medien in einem Raum zusammen kommen, der für alle nutzbar, offen und zugänglich ist. Ihre Mitarbeiter*innen sind Informations- und Medienexpert*innen, die über die nötige Vermittlungskompetenz verfügen und die Mediennutzung begleiten können.
Das Smartphone hat alles verändert. Welche Chancen entstehen daraus für Eltern und Pädagogen?
Das Smartphone ist v.a. deshalb eine Chance, weil es weit verbreitet ist und die meisten Personen Zugriff auf ein Gerät haben. Durch seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist es ein mächtiges Werkzeug, das neben Unterhaltungs- auch für Bildungszwecke eingesetzt werden kann und vielfältige kreative Anwendungen unterstützt. Digitale Angebote bieten die Chance, Bildungszugänge vielfältiger zu machen und Lerninhalte spielerisch und mit Spaß zu vermitteln. Dieses Potential sollte noch viel stärker gesehen und genutzt werden. Dabei sollten die neuen Möglichkeiten weder verdammt noch überschätzt werden.
Wo gibt es Probleme? Welche Lösungen sehen Sie für diese Probleme?
Das Smartphone und die sozialen Medien fordern unsere gesamte Aufmerksamkeit und bieten permanente Zerstreuung.
Digitale Medien sind kommerziell, an unseren Bedürfnissen ausgerichtet, und es ist mitunter schwer, ein richtiges Maß in deren Nutzung zu finden. Damit die Medien nicht über unser Leben bestimmen, müssen wir alle einen sinnvollen Umgang damit lernen. Medienerziehung ist daher eine der Schlüsselaufgabe in der postdigitalen Gesellschaft, in der Digitales und Analoges miteinander verschränkt sind. Neben den formalen Bildungseinrichtungen sind Bibliotheken besonders gefordert, entsprechende Angebote zu machen. Der TOMMI ist hier ein wichtiger Baustein.
Ihre Vision von Kind im digitalen Zeitalter?
Ich wünsche allen Kindern, dass sie vielfältige Erfahrungen machen und zahlreiche Möglichkeiten haben, sich auszuprobieren und auszudrücken – mit und ohne Medien, in realen wie auch virtuellen Welten. Wichtig ist, dass Kinder von Geburt an begleitet werden in ihrer Mediennutzung, altersgemäße Angebote erhalten und Kompetenzen für einen aktiven und bewussten Umgang mit Medien erlernen. Hier sind in erster Linie Eltern, Erzieher*innen und Lehrer*innen gefordert. Bibliotheken bieten für all diese Gruppen vielfältige Unterstützungsangebote.