Tina Römer

Oberstudienrätin an der Christian-Rauch-Schule, Bad Arolsen
Tina Römer Porträt

"Wir als Erwachsene sollten die Freude und die positiven Aspekte deshalb nicht ausblenden und dabei zugleich als Vorbild fungieren, wenn es darum geht, diese Vorteile sinnvoll und gesund in einem richtigen Maß in den Alltag zu integrieren."

Ihr erstes Computerspiel? Wie war Ihr Eindruck? Wie hat Sie das geprägt?

Meine ersten Bildschirmspiele waren Tele-Spiele. Tennis, Autorennen oder auch die Entenjagd übten auf mich als Kind eine große Faszination aus. Allerdings wurden sie mit der Familie gespielt und waren etwas Besonderes. Dieses Spielerlebnis habe ich für mich bei Computerspielen später nie mehr so wiederfinden können. Mein erstes PC-Spiel war „Age of Empires“. Es hat mich zeitweise sehr gefesselt und fasziniert und ich weiß bis heute, dass ich das Spielen für mich ganz bewusst reduzieren muss, weil es sehr schnell droht, zu viel Zeit zu vereinnahmen. Da habe ich auch viel Verständnis für Kinder und Jugendliche.

Welchen Anteil nimmt das Digitale heute in Ihrem Leben ein?

Ich bin kein "digitaler" Mensch, sondern bemühe mich in jeder Hinsicht um das direkte und analoge Leben. Trotzdem gehört das Digitale in beträchtlichem Umfang zu meinem Alltag, vor allem für private Kommunikation und noch mehr für berufliche Arbeit.

Worin besteht zum einen Ihrer Meinung nach die Faszination, zum anderen die Qualität digitaler Medien?

Aus meiner Sicht ist das Positive an digitalen Medien, dass sie mein Leben bereichern, indem ich auf unterschiedliche Weisen kommunizieren und mit anderen Inhalte und Gedanken teilen kann. Sie bieten für meinen Alltag und für meinen Beruf eine Erweiterung in der Ausgestaltung, der methodischen, aber auch der kreativen Möglichkeiten. Sie regen zum Mitgestalten und Interagieren an, verbinden Menschen in Raum und Zeit problemlos. Sie können Informationen in ungeahnter Menge liefern, Wissen transportieren und Spaß in der Anwendung machen. Und sie zeigen, dass sogar in Zeiten einer Pandemie zum Beispiel Schule auf Lernplattformen möglich machen oder auch private Kontakte über Videoanrufe garantieren können. In all diesen Aspekten sehe ich auch die Ursache für die Faszination, die von ihnen ausgeht.

Was möchten Sie Eltern zu diesem Thema auf den Weg geben?

Wichtig erscheint mir, dass wir uns klar machen, dass das Aufwachsen unserer Kinder per se digital ist, sie digitale Medien also als Selbstverständlichkeit und zuallererst als Bereicherung erleben. Wir als Erwachsene sollten die Freude und die positiven Aspekte deshalb nicht ausblenden und dabei zugleich als Vorbild fungieren, wenn es darum geht, diese Vorteile sinnvoll und gesund in einem richtigen Maß in den Alltag zu integrieren. Das ist eine wahrlich schwere Aufgabe: Vorbild sein - und sich dessen bewusst sein, dass man es immer ist (auch notfalls ein schlechtes). Leichter ist der zweite wesentliche Punkt: Zuwendung, Interesse und Vertrauen. Aus meiner Sicht kann Medienerziehung nicht erfolgreich sein, wenn sich Eltern nicht für den Medienkonsum ihrer Kinder interessieren, daran Anteil haben und im Gespräch bleiben. Dazu gehört natürlich ganz elementar, dass wir die Kinder unterstützen müssen, sich sicher und geschützt digital zu bewegen.

Was raten Sie Kindern im Umgang mit der digitalen Welt?

Genießt die Vorzüge, achtet auf die Gefahren und achtet vor allem auf euch selbst – die Welt darf durch Spiele, Internet und Smartphone größer und bunter sein, aber das alles darf nicht alleine eure Welt sein. Hört auf euch und setzt selbstbewusst eure Grenzen!

Welche Chancen stecken im Digitalen für die Bildung?

Es ist meine Grundüberzeugung, dass Bildung sich vor allem im analogen Erleben vollzieht und dabei direkte Kommunikation, Handlung, Beziehung und Begegnung die wesentlichen Grundpfeiler sind. Dies lässt sich aber mit sehr viel Gewinn digital unterstützen – sowohl bezogen auf die Vermittlung von Inhalten als auch in all den unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Kinder müssen außerdem selbst auch digital gebildet werden. Digitale Medien müssen also im Rahmen der Bildung Werkzeug und Lehrinhalt zugleich sein.