Mathica

Platz 3 – Mathica (Heureka – Klett)

PSMH 2002, Gewinner, PC-Spiele

An Mathematik scheiden sich die Geister. Schon immer. Bislang gibt es zu diesem Thema nur reine Practice- und Drill-Programme. Also stramme Trainer ohne großen Spielspaß, die immer wieder abfragen. Seit „Opera Fatal“ und „Physikus“ begeistern die Lernadventures von Heureka Klett Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Die Jury erkannte dem Programm „Mathica“ den 3. Platz zu. Das sagt die Jury: Mathematik kann eben doch Spaß machen, vor allem wenn die Aufgaben so geschickt in eine perfide Rahmenhandlung gestrickt wurden. Im Gewand eines echten Adventures kommt dieses Spiel daher. Während Adventures sonst krude Rätsel anbieten, fallen die Puzzles hier in Zahlenspielereien aus. Der Spieler merkt kaum, dass er rechnet. Er denkt: Er spielt. Besonders faszinierend dabei ist, dass nicht nur die Lösung, sondern auch die Aufgabenstellung in den Rätseln selbst gefunden werden muss. Die Story beginnt in Numberville, einer Stadt voller Rätsel und Zahlen. Nur wenige Türen öffnen sich ohne Codes und Zahlen, selbst die Automaten spucken nur Schokolade aus, wenn die Zahlenkombination stimmt. Schon nach wenigen Minuten sind Kinder und Jugendliche fasziniert. Um das Spiel in seiner Lösung voranzubringen, taucht der Spieler in das entsprechende Wissensgebiet ein: Zahlenphänomene, Kombinatorik, Geometrie, Wahrscheinlichkeiten und vieles mehr. „Mathica“ überzeugt in erster Linie durch Tiefgang, Fachkenntnis und eine atemberaubende Grafik. Neben der außergewöhnlichen Vermittlung mathematischen Wissens stand noch ein weiterer Punkt im Vordergrund: Die meisten Verlage zielen in ihrer Produktion auf Vorschule und Grundschule ab. Sind die Kids aber erst mal im Teenie-Alter, stehen sie so ziemlich allein. Prügel- und Ballerspiele locken schon, Lernen findet vor allem als Pauken statt. Einen spielerischen Lernanreiz gibt es allerdings nur selten. Heureka Klett schließt mit den Lernadventures hier eine wichtige Lücke.

Spybotics

Platz 2 – Spybotics (Lego)

PSMH 2002, Gewinner, PC-Spiele

Wir alle haben schon als Kinder mit den bunten LEGO-Steinen gespielt. Wer früh genug an LEGO herangeführt wurde, kann später als Erwachsener mühelos Ikea-Möbel zusammenbauen. Spätestens seit „Mindstorms“ wissen wir aber auch, dass die Dänen mehr können als bunte Klötzchen herstellen. Sie führen die Kinder mit ausgeklügelter Software und Bausteinen an ein völlig neues Thema im Kinderzimmer heran: Robotik. Bislang sündhaft teuer und für ältere Kinder konzipiert. Aber mit „Spybotics“ bietet LEGO Robotik für Kinder ab neun Jahren an. Die Jury sprach den „Spybotics“ den zweiten Platz zu. Das sagt die Jury: Das Spiel führt Schreibtisch, Rechner und Bodenspielzeug zusammen – allein das macht es schon außergewöhnlich. Welche Kindersoftware verbindet schon einen ferngesteuerten Roboter mit dem Computer? Vor dem eigentlichen Spiel aber steht zunächst das klassische Basteln: Der Robot muss montiert werden, die Aufbauanleitung kommt über den Bildschirm und in einem dramatischen Handlungsrahmen, der die Kinder schon mal darauf einstimmt, künftig nur noch auf den Namen „Agent“ zu hören. Die Testkinder stürzen sich mit lautstarker Begeisterung auf die Aufgaben, folgen gebannt den „Geschichten“ – und spielen sich dann langsam weg vom Computer. Da werden Hindernisse für den kleinen Roboter gebaut, der nun nicht mehr ist, als ein besonders wendiges Fernlenk-Auto. Da wird der Roboter eingebunden in einen Spielfluss, der mit den Dingen auf dem Computer-Bildschirm eigentlich nichts mehr zu tun hat. Nach knapp zwanzig Minuten wird Mutti stattdessen im Wohnzimmer mit einer Vorführung der Fähigkeiten von Robot und Steuermann beglückt. War da einmal ein PC? Spybotics verknüpft auf intelligente Weise PC und physisches Spiel. Die CD wird von den Kindern als Anregung genutzt, nicht als Mittelpunkt des Spiels. Statt stundenlang starr vor dem Rechner zu sitzen, ergibt sich ein quirliges Hin und Her, ohne dass sich – auch nach Wochen – Langeweile einstellt. Einziger von den Testern bemängelter Schwachpunkt: Man kann das Ding nicht mit nach draußen nehmen.

Fritz und Fertig - Schach lernen und trainieren

Platz 1 – Fritz & Fertig: Schach lernen (Terzio)

PSMH 2002, Gewinner, PC-Spiele

Eines der ältesten Strategiespiele der Welt ist Schach. Das Spiel faszinierte lange vor dem Computerzeitalter. Viele Brettspiele sind heute allerdings ein wenig aus der Mode geraten, was wohl auch am Computerspiel liegen mag. Die Kinder beschäftigen sich immer mehr alleine am Rechner, bauen lieber Städte auf oder reißen sie wieder ein. Mit „Fritz & Fertig“ jedoch erobert sich das altehrwürdige Schachspiel seinen angestammten Platz zurück. Die Jury gestand „Fritz & Fertig“ den ersten Platz des Deutschen Kinder-Software-Preises zu. Das sagt die Jury: Endlich ein Programm, das den lieben Kleinen ein bekanntermaßen Hirnwachstum förderndes Spiel beibringt, das selbst Mama und Papa nicht so richtig können. So eine Sache, bei der das Kind nicht nur Denken, sondern auch Stillsitzen und Konzentrieren lernt. Kurzum: ein Traum! „Fritz & Fertig“ schlägt Brücken zwischen den Generationen. Auch Eltern und Großeltern wissen, worum es beim Schachspiel geht. Wer hier aber ein Einführungs- und Regelwerk erwartet, wird enttäuscht. Die Hinführung zum Spiel der Spiele könnte spielerischer kaum sein und nimmt sich erstens Zeit und zweitens Raum für Umwege. Das ist gut und schön so, denn Schach ist nicht zuletzt eine bestimmte „Denke“, die man durchaus auch anhand anderer, leichterer Spielchen verdeutlichen und lernen kann. Das gelingt dem „Fritz“ sehr schön. Was haben sich die Jury-Mitglieder gefreut, als sie sich sofort in die Bestenliste der weltbesten Klo-Zerdepperer eintragen durften! Das Ganze ist eine Game-Arkade, in deren Verlauf das Kind das Spielbrett, ein wenig „strategische Denke“, aber auch Strategie in Verbindung mit Bewegung einüben soll. Da dauert es schon eine ganze Weile, bis man zum eigentlichen „Königsspiel“ kommt. Dem Terzio-Spiel „Fritz & Fertig“ gelingt es wie wenigen, mit einem durchdachten Spaß-Konzept völlig zielgerichtet Inhalte zu vermitteln. Das ist Lernsoftware vom Feinsten. Noch etwas: Sowohl Mädchen als auch Jungen spielen Schach – viele andere Programme sprechen nur Jungen und ihre Väter an.